Mein Erlebnis mit „Farbenspaß“ bei True Blue. Ich bin ohne eine große Vorstellung von dem, was mich erwartet zum Kurs „Farbenspaß“ gegangen, der im Familienbildungszentrum an der Zechenstraße stattfand. Vorweg: Das war eine richtig gute Entscheidung! Sogar bei der überschaubaren Gruppengröße von insgesamt knapp 20 Personen aus unserem Viertel war es erstaunlich, wie viel Diversität hinsichtlich Sprache, Nationalität und besonderen Anforderungen unter den Kursteilnehmer*Innen und Organisatorinnen (Zeynep, Irene, Michaela und Hwuei) zusammengekommen ist. Nur den Männeranteil hätte ich mir etwas höher gewünscht. Das Team von True Blue ist ausnahmslos engagiert, zugewandt und wertschätzend mit allen Kursteilnehmer*Innen umgegangen. Diversität wird als Aufgabe für die Gruppe begrüßt und als Bereicherung verstanden –und genau so hat es funktioniert. Bei True Blue dürfen sich alle trauen, sich auszuleben, und selbst diejenigen, die ins „Schema F“ passen, können dabei entdecken, dass sie ihre Eigenheiten haben. Am Ende steht die Erkenntnis: Niemand ist Schema F. Ein Glück.Wir müssen Eigenheiten nur zulassen, bei uns und bei jedem*r anderen. True Blue haben diesen erlaubenden Raum geschaffen, wir Teilnehmer*Innen haben ihn gefüllt. Das war für mich eine richtig gute und befreiende Erfahrung, ganz ab vom eigentlichen Kursinhalt. Der wiederum überzeugte ebenso auf voller Linie und passte zur Philosophie: bunt ist gut. Wir haben Gemüse, Pflanzen, Eier, Küchenchemikalien (Natron, Zitronensäure, Asche, etc.) und Küchenwerkzeug an die Hand bekommen und mit ein wenig Input durch das Team losgelegt.
Es ging dem Team nämlich nicht darum, uns an die Hand zu nehmen und uns das Alphabet der Pflanzenfarben zu diktieren, sondern uns machen zu lassen und zu sehen, was dabei herumkommt. Also wurde gerieben, geschnippelt, gesiebt, gekocht und gematscht, was Aubergine, Rotkohl, Spinat und Backpulver hergaben.
An der Grenzfläche zwischen Anleitung und Ausprobieren entstand dann auch genau das kreative Chaos, das so viel Neues und Spannendes hervorbringt, aus dem alle lernen können. Das Selbstverständnis der Betreuer*innen ist ganz eindeutig eines von Lehrenden und Lernenden, so wie wir Kursteilnehmer*Innen. Hier konnten wir alle unsere Individualität und unsere Erfahrungen voll zur Geltung bringen. Als Wissenschaftlerin bin ich sehr systematisch und experimentell vorgegangen, wusste dann aber nicht unbedingt viel mit meinen tollen Farben anzufangen. Ein Blick zur Kreativabteilung in der Küche hinter mir führte mir dann vor Augen, wie aus all den Farben eine ganze Reihe faszinierender Kunstwerke entsteht. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Tüftlerin aus dem Theaterbereich genug Material für eine kleine Ausstellung erzeugt. Absolut grandios! An den anderen Küchen sah es genauso wild und bunt aus und wir haben vor lauter Begeisterung kurzerhand drei statt zwei Stunden gezaubert, das sagt doch eigentlich alles.
Beim Blätterpflücken in der Pause habe ich mit zwei Kursteilnehmerinnen über albanische und türkische Kochkünste geschwatzt und gelernt, dass sie jeden Tag nicht nur für die Familienangehörigen kochen, mit denen sie unter einem Dach leben, sondern auch für Gäste, die sich mit Sicherheit unangekündigt einstellen werden. Und wenn die Handwerker um die Mittagszeit kommen, werden sie einfach mitversorgt.Die Rezepte sind total leicht zu Hause nachzumachen. Die Anleitungen haben wir vom Team noch per Mail zugeschickt bekommen. Die Kinder werden aus dem Staunen nicht herauskommen, wenn sie sehen, was Zitronensäure mit dem Saft der ledrigen äußeren Blätter unseres nächsten Rotkohls macht, und das ist nur eine Idee unter vielen.Allen Neugierigen möchte ich wärmstens empfehlen, sich in die Arme von True Blue zu begeben, und es einfach geschehen zu lassen. Das hier ist neu und bunt und aufregend.Das Team ist mit großer Herzlichkeit und voller Überzeugung bei der Sache. Das ist mitreißend und hinterlässt ein durchweg positives Gefühl: Hier ist etwas für unser Viertel in Bewegung
.•Nicole, Emscherstraß
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